Ich verlasse Twitter
Ich habe es ja schon lang und breit angekündigt, aber ich wollte mir auch einfach ein paar Dinge von der Seele schreiben. Deshalb gibt es jetzt diesen Blogpost, auch zur Dokumentation, wenn meine Twitter-Accounts dann endgültig weg sind.
Ich bin traurig, dass ich Twitter verlassen muss. Die Plattform war lange eine zweite Heimat für mich. Es hat viel Spaß gemacht, mich über Themen zu informieren, die mir eigentlich fern lagen. Es hat Spaß gemacht, sich über alberne Dinge zu unterhalten, Witze zu reißen, mit Freund*innen zu schreiben. Ich habe viele neue Leute kennengelernt, aus der Buchbranche, aus der Comicszene, aus aktivistischen, queeren und linken Kreisen.
Was ich aber auch erlebt habe, ist: Hass.
Hass von Konservativen, von Rechten, von transfeindlichen Menschen. Aber auch Hass von Menschen, die einfach apolitisch ignorant und menschenfeindlich sind. Es gab eine Zeit, in der ich diesen Hass gut eindämmen konnte. Ich benutzte ein Tool, und mit einem Mal hatte ich die 10.000 Follower der AFD Braunfurz für meinen Account einfach ausgeknipst. Was weg ist, brummt nicht mehr. Nur leider wurde die Möglichkeit, diesem Hass zu begegnen, unter Elon Musk immer weiter beschnitten.
Jetzt ist es so, dass man sich für nur wenig Geld einen Platz im Rampenlicht kaufen kann, und gleichzeitig hat man eine Garantie, dass man mit allem durchkommt. Wo Hass zu melden früher schwierig war, ist es jetzt quasi aussichtslos geworden. Wo man früher interessante Gespräche sah, sieht man heute nur noch Bots, die sich selbst und ihre gestohlenen Inhalte reproduzieren. Man sieht Werbung mitten in Threads, lieblos reingeschissen, man kann es nicht anders sagen. Man sieht überall geboostete Tweets mit inhaltslosem Gesabbel von irgendwelchen Möchtegern-Influencer*innen, die tief genug in die Tasche greifen konnten, um ihre Gedankenleere in die Welt zu posaunen. Wo man früher Follower*innen hatte, die am Content interessiert waren, sind es jetzt halbseidene Bots, die irgendwelche Sexaccounts mit geklauten Identitäten und Bildern darstellen und einen auf Bezahlseiten locken wollen.
Es tut mir weh, von Twitter wegzugehen.
Hier habe ich all die Menschen gefunden, die mir teilweise jahrelang auf @germanerotica gefolgt sind. Die mit mir über Absurditäten gelacht haben. Die die Promotion für meinen ersten Roman geteilt haben. Ich habe Freund*innen gefunden und Freundschaften gepflegt. Ich habe Kolleg*innen getroffen. Das alles wird es jetzt nicht mehr auf Twitter geben. Es ist kaputt gegangen. Und ich kann und will auch kein Geld mehr bezahlen an eine Person, die man bestenfalls als kolossales Ekelpaket bezeichnen kann. Ich will keine Werbung ansehen und Content liefern für jemand, der diese Plattform hat vor die Hunde gehen lassen.
Also lösche ich meine Accounts. Das kann man dramatisch nennen und sich drüber lustig machen, warum nicht. Ich finde es traurig, und diese Trauer wird mich auch noch eine Weile begleiten.
Stattdessen bin ich jetzt auf Mastodon, auf tumblr und vor allem auf Bluesky anzutreffen. Diese Plattformen sind kein Ersatz für Twitter. Sie haben eigene Ziele, eigene Probleme, Eigenheiten, die mir teilweise nicht gefallen. Aber wenigstens sind sie nicht das, was Twitter jetzt ist: sie sind nicht X.